Medikalisierung und Psychologisierung sozialer Probleme: Herausforderungen und Chancen für Sozialpolitik (MEPYSO)

Projektträger: Universität Siegen, Fakultät I Sozialwissenschaften

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Ansprechpartner: Dr. Nadine Reibling, Fakultät I Sozialwissenschaften, Universität Siegen

Publikation: Reibling, N. (2019): Engine and Brakes: European Welfare States and the Medicalization of Social Problems. Europe Now. (Online)  

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Krayter, S. & N. Reibling (2020): Medicalisation and psychologisation of poverty? An analysis of the scientific poverty discourse from 1956 to 2017. Journal of Poverty and Social Justice28(3): 361-381,https://doi.org/10.1332/175982720X15979441697421

Das Ziel der interdisziplinären Nachwuchsgruppe MEPYSO ist es zu untersuchen, welchen Einfluss die Interpretation sozialer Probleme auf die Machbarkeit und die Wirkungen von Sozialpolitik hat. Ausgangspunkt ist dabei die Beobachtung aus angelsächsischen und skandinavischen Ländern, dass die Bedeutung medizinischer und psychologischer Erklärungen für soziale Probleme in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat. Die Nachwuchsgruppe wird zunächst untersuchen, in welchem Ausmaß sich diese Medikalisierungs- und Psychologisierungsprozesse auch im deutschen Diskurs zeigen und wie sie sich für drei ausgewählte soziale Probleme – Arbeitslosigkeit, Armut, und frühkindliche Entwicklung – unterscheiden. Hierzu wird eine qualitative und quantitative Analyse des wissenschaftlichen, medialen und politischen Diskurses zu diesen drei Problem vorgenommen. Das Projekt leistet damit eine erste problemübergreifende, empirische Beschreibung der Medikalisierung und Psychologisierung von sozialen Problemen in Deutschland. In einem zweiten Schritt sollen dann die individuellen und gesellschaftlichen Folgen medizinischer und psychologischer Erklärungen untersucht werden. Experimental- und Befragungsdaten sowie ein interdisziplinäre Expertendialog sollen Aufschluss darüber geben, wie Politik und Praxis die Chancen medizinischer und psychologischer Interpretationen sozialer Probleme nutzen und negative Effekte für Betroffene und für die Legitimität des Wohlfahrtsstaates verringern kann.

Die Nachwuchsgruppe liefert damit empirisch fundierte Antworten auf die folgenden Fragen:

  1. Welche Rolle spielen medizinische und psychologische Erklärungen für Armut, Arbeitslosigkeit und frühkindliche Entwicklung?
  2. Worin bestehen die Potenziale solcher Erklärungen für sozialpolitische Interventionen?
  3. Wie lassen sich mögliche Risiken wie negative, psychosoziale Folgen für Leistungsempfänger, Stigmatisierung und ein Legitimationsverlust klassischer Sozialpolitik vermeiden?

Am 8. März 2018 fand an der Universität Siegen die Auftaktveranstaltung der Nachwuchsgruppe statt. Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Veranstaltung.