Einstellungen und Präferenzen zur Sozialpolitik: Eine Analyse vor dem Hintergrund individueller Risiken und sozioökonomischer Merkmale

Projektträger:  Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V.

Projektverantwortliche:  Frau Dr. Natalie Herdegen

In Deutschland hat der Sozialstaat traditionell eine starke Stellung und die Akzeptanz für sozialstaatliche Leistungen ist hoch. Allerdings zeigen sich in den Einstellungen der Bevölkerung klare Unterschiede hinsichtlich der geäußerten Relevanz einzelner sozialpolitischer Leistungen und ihrer Ausgestaltung. Aktuell sieht sich sozialpolitisches Handeln neuen bzw. wachsenden Herausforderungen gegenüber. Bspw. betreffen die demografische Entwicklung, der technologische Wandel sowie die Umgestaltung der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität den Sozialstaat unmittelbar. Insbesondere einkommensschwache Haushalte sind von den seit einiger Zeit wieder steigenden Verbraucherpreisen betroffen. Für die Aufrechterhaltung des sozialen Zusammenhalts angesichts der beschriebenen Umwälzungen dürfte flankierendes sozialpolitisches Handeln und dessen Akzeptanz somit zentral sein.
Dieses Forschungsprojekt soll Einstellungen der Bevölkerung zur Ausgestaltung sozialpolitischer Leistungen umfassend analysieren und die Ergebnisse sozialstaatlichen Akteuren zugänglich und für die Weiterentwicklung des Sozialstaats nutzbar machen. Hierfür werden mit der gesetzlichen Rente, Leistungen bei Arbeitslosigkeit und Transfers zur Kompensation gestiegener Lebenshaltungskosten drei wichtige Teilbereiche und Leistungen der Sozialpolitik herausgegriffen.
Im Zentrum des Projekts stehen die folgenden Forschungsfragen:
1.    Welche Präferenzen und Einstellungen spielen dafür eine Rolle, welche Höhe sozialstaatlicher Leistungen als angemessen betrachtet wird?
2.    Welchen Prinzipien sozialstaatlichen Handelns entsprechen die Präferenzen und unterscheiden sich diese nach Art der Leistung?
3.    Wie werden die Präferenzen und Einstellungen von Informationen über a) Risiken und b) die Einkommensverteilung beeinflusst?
4.    Wie unterscheiden sich die Präferenzen und Einstellungen nach sozioökonomischen Merkmalen und Hintergrundfaktoren?
Der Schwerpunkt des Projekts liegt in der Durchführung und Auswertung von Surveyexperimenten im Rahmen einer repräsentativen Befragung. Dabei werden Vignetten- und Informationsexperimente miteinander verbunden. Im Fokus des Analyseinteresses stehen inhaltliche Aspekte und Methoden, die bislang in der Literatur wenig Beachtung gefunden haben bzw. wenig angewendet wurden. Die Ergebnisse sollen zeigen, welche Präferenzen und Einstellungen die Befragten bei der Bewertung sozialstaatlicher Leistungen zugrunde legen und wie die Effekte über die wahrgenommenen und vorliegenden Risiken sowie in Bezug auf individuelle Eigenschaften variieren. Bei den Analysen, insbesondere bei denen, die die Heterogenität betreffen, kommen Methoden des maschinellen Lernens zum Einsatz, um hochdimensionale Untergruppen zu analysieren. Während des gesamten Projektverlaufs wird auf einen interdisziplinären Austausch geachtet. Die Ergebnisse werden über verschieden Kanäle (Website, Podcast, Workshops) an Forschende, sozialpolitische Akteure sowie die interessierte Öffentlichkeit kommuniziert.