Die berufliche Rehabilitation am Scheideweg? – Eine gemischt-methodische sowie trägerübergreifende Betrachtung zum Strukturwandel in der beruflichen Rehabilitation
Projektträger:Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Projektverantwortliche:Frau Prof. Dr. Heike Ohlbrecht
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) stellen eine wichtige sozialpolitische Komponente zur Sicherung der beruflichen und sozialen Teilhabe dar. Angesichts des Strukturwandels der Arbeit, der Sogwirkung des Arbeitsmarktes und neuen gesundheitlichen Belastungen gerät die berufliche Rehabilitation unter Druck. Einerseits steigt deren Bedeutung, da gesundheitliche Belastungen in der Arbeit zunehmen und aufgrund des demografischen Wandels mit mehr Arbeitnehmer*innen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu rechnen ist, andererseits sinken die Zugänge in LTA. Dies wirft u. a. Fragen nach der Bedeutung dieser Leistungen für den Personenkreis auf, die aufgrund einer längerfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigung, ein Anrecht auf sozialpolitischen Leistungen haben. Das interdisziplinäre Projekt stellt die zentrale Frage, aufgrund welcher Bedingungen ein Anspruch auf LTA nicht zur Aufnahme einer entsprechenden Qualifizierung führt und untersucht, welche Faktoren den beobachteten Rückgang von LTA bedingen. Es scheint potenziell unterversorgte Personengruppen zu geben, für die es derzeit keine adäquaten sozial- bzw. arbeitsmarktpolitischen Instrumente gibt, die ein gesundheitliches Risiko in der Erwerbsarbeit abfedern bzw. eine berufliche Neuorientierung ermöglichen. Wir entwickeln daher ein prognostisches Modell, um bisher unterversorgte Personen zielgenau über LTA zu informieren zu können.
Das Projekt untersucht mittels eines Mixed-Methods-Ansatzes und einer trägerübergreifenden Herangehensweise aus Routinedaten der Bundesagentur für Arbeit/Deutsche Rentenversicherung, ob LTA-Angebote zeitgemäß sind und die Bedarfe bspw. a) einer veränderten demografischen Bevölkerung sowie einer erhöhten Erwerbsbeteiligung von Frauen, b) einer Sogwirkung des Arbeitsmarktes und c) veränderte Erwartungshaltungen an die Sozialpolitik ausreichend berücksichtigen. Die Motive einer Nicht-Inanspruchnahme von sozialpolitischen Leistungen, wie den LTA, werden qualitativ exploriert.