Haushaltsstrukturen und ökonomische Risiken während der COVID-19 Pandemie in Ost- und Westdeutschland: Kompensation oder Akkumulation (KOMPAKK)?

Projektträger: Humboldt-Universität zu Berlin

Projektleiterinnen: Hannah Zagel , Emanuela Struffolino, Anette Fasang  

Die wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie bringen für viele Menschen Einkommensverluste mit sich und erhöhen das Armutsrisiko. Haushaltsstrukturen können diese Risiken verstärken oder verringern, beispielsweise über die Anzahl erwerbstätiger Erwachsener oder minderjähriger Kinder im Haushalt. Sozialpolitische Maßnahmen können Risiken kompensieren.

Dieses Projekt untersucht die ungleiche Verteilung von ökonomischen Risiken und Kompensationsmöglichkeiten in Haushalten in Ost- und Westdeutschland während der COVID-19-Pandemie und wertet sozialpolitische Interventionsstrategien hinsichtlich der Risikoverteilung aus. Zu diesem Zweck erarbeiten wir im ersten Schritt des Projekts eine Typologie von Risikoprofilen, die sich für Haushalte in Deutschland vor der Pandemie unterscheiden lassen. Den Risikoprofilen liegen einerseits haushaltsstrukturelle und erwerbsbezogene Faktoren zugrunde, und andererseits die Kategorisierung von beruflichen Merkmalen der Haushaltmitglieder in Hinblick auf das Ausmaß ihrer Betroffenheit von den Lockdown-Maßnahmen zu Beginn der COVID-19-Pandemie in Deutschland.

Auf Basis von Mikrozensus-Daten beschreiben wir die Verteilung der Risikotypen in der Bevölkerung unter Berücksichtigung von Unterschieden zwischen Ost- und Westdeutschland, für die sich aufgrund der abweichenden Wirtschafts- und Haushaltsstrukturen unterschiedliche Auswirkungen der Pandemie erwarten lassen.

Im zweiten Schritt legen wir die erarbeiteten Risikoprofile zugrunde, um Akkumulation und Kompensation von Risiken in Haushalten über den Zeitverlauf zu berücksichtigen. Hier ergänzen wir die Erkenntnisse aus dem ersten Schritt, indem wir Erwerbsverläufe von Paarhaushalten über einen längeren Zeitraum auf Basis von Längsschnittdaten (SOEP) auswerten. Neben der Momentaufnahme der Potentiale für Risikoakkumulation und -kompensation anhand des Mikrozensus‘ können wir so für ausgewählte Haushaltstypen auch die Entwicklung der Risikostruktur bis zum Zeitpunkt der Pandemie dynamisch beobachten.

Im dritten Schritt des Projekts geht es um die Bewertung sozialpolitischer Maßnahmen, die während der Pandemie umgesetzt wurden, im Lichte der Risikotypen. Wir unterscheiden zwischen personenbezogenen (z.B. Kurzarbeitergeld, Arbeitslosengeld) und haushaltsbezogenen Maßnahmen (z.B. Grundsicherung, Wohngeld, Leistungen nach SGB XII) um zu fragen, welche Leistungen für die Abmilderung ökonomischer Risiken am aussichtsreichsten sind. Wir nutzen einen Simulationsansatz, um kontrafaktische Szenarien der Risikoverteilung unter Berücksichtigung unterschiedlicher sozialpolitischer Maßnahmenpakete zu testen.